Foto: Siebenpunkt-Marienkäfer (Anton Atanasov on Unsplash)

Über Himmugüegli, Heereloobeli und Anketierli

Viele Ausdrücke, ein Tierchen: Die einheimischen, rot-schwarzen Marienkäfer sind herzig und gelten als Glückbringer. Was der «Glückskäfer» mit deinem Garten zu tun hat, warum man ihn fördern soll – und was er für mühsame Verwandte hat – erfährst du im folgenden Gartenblog.

Der Glückskäfer

Ob als Schöggeli, Plüschtier oder auf der Grusskarte: Marienkäfer sind in unserem Alltag allgegenwärtig und gelten schon seit dem Mittelalter als Glückssymbol. Die kleinen Tierchen sind sehr nützlich für die Landwirtschaft. Deshalb ging man damals davon aus, dass die Heilige Maria ihre Lieblingstiere sandte, daher auch der Name «Marien»-Käfer. Der Marienkäfer verhalf den Menschen also zu reicher Ernte – ohne grosse Einbussen durch Schädlinge.

Heute gibt es in der Schweiz rund 80 verschiedene Marienkäfer-Arten. Als Glücksbringer erfreut sich der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) die grösste Beliebtheit. Bei uns in der Schweiz ist aber der Zweipunkt-Marienkäfer (Adalia bipunctata) am meisten verbreitet: er wird bis 5.5 Millimeter lang und hat einen halbkugeligen Körper. Meist ist er rot mit zwei Punkten, er kommt aber auch in verschiedenen Farbvarianten vor (z.B. schwarz mit roten Punkten). Der Kopf, die Brust sowie die Unterseite des Käfers sind aber immer schwarz.

Bilder v.l.n.r.:Zweipunkt-Marienkäfer, Schwarzer Zweipunkt-Marienkäfer, Siebenpunkt-Marienkäfer (Quelle: Wikipedia)

Marienkäfer als biologische Schädlingsbekämpfung

Obwohl sie süss und harmlos aussehen: Marienkäfer und ihre Larven sind richtige Raubtiere. Sie ernähren sich von Insekten, und ihre Lieblingsbeute sind Blatt- und Schildläuse. Ein Marienkäfer kann pro Tag bis zu 100 Läuse vertilgen.

1889 importierte man erstmals australische Marienkäfer nach Kalifornien, um die (ebenfalls aus Australien stammende) Schildlaus zu bekämpfen, die dazumal in den kalifornischen Zitronenplantagen wüteten. Die erste erfolgreiche, biologische Schädlingsbekämpfung war geboren!

Der Appetit der Marienkäfer wird auch heute noch für die umweltfreundliche Blattlausbekämpfung genutzt: Einheimische Marienkäfer machen sich vor allem über Blattläuse her. Australische Marienkäfer setzt man gezielt gegen Schädlinge wie Woll- und Schildläuse ein. Dieser Käfer wird extra gezüchtet und in Gewächshäusern ausgesetzt.

Ein Nützling in deinem Garten

Findet der Marienkäfer einen geeignetet Unterschlupf für seine Winterstarre, erwacht er im Frühjahr gleichzeitig mit den Läusen wieder zum Leben-  und macht sich sofort mit einem Bärenhunger ans Werk. Als Überwinterungsquartier für Marienkäfer eignet sich ein Laubhaufen genauso wie Moos, Totholz, Risse in Hausmauern etc.

Ein Marienkäfer lebt durchschnittlich 12 Monate. Er überwintert im Laub oder Moos, aber wenn es im Frühling wieder warm wird, krabbelt er aus seinem Versteck.

Marienkäfer ernähren sich hauptsächlich von Läusen. Wenn Ihnen aber einmal die Blatt-,  Schildläuse oder Spinnmilben als Nahrungsquellen ausgehen, werden Marienkäfer entweder zu Kannibalen oder finden in pflanzlicher Nahrung einen Notnagel. Allerdings sind Pollen und Früchte nur als «Dessert» zu sehen – denn nur von Pollen können sich Marienkäfer nicht ernähren, da fehlt ihnen das Eiweiss.

Folgende Pflanzen mögen Marienkäfer gerne:

  • Koriander, Dill und Schnittlauch (vorausgesetzt, er darf auch blühen)
  • Fenchel
  • Kamille
  • Löwenzahn
  • Ringelblumen
  • Schafgarbe

Um Marienkäfer zu fördern, solltest du auf einen naturnahen Garten achten. Wenn du solche blühenden Pflanzen zwischen mit Läusen befallenen Pflanzen platzierst, ist der Weg zwischen Hauptgang (Läuse) und Dessert (Pollen) für die Marienkäfer umso kürzer. 😊 Gefüllte Tontöpfe (mit Totholz und morscher Rinde) auf dem Balkon bieten einen idealen Rückzugsort. In dem Holz tummeln sich zudem viele kleine Viecher – ein zusätzliches Nahrungsangebot also.

Oft hört man, dass die Anzahl der Punkte von Marienkäfern das Alter angebe. Das stimmt nicht. Die Zahl der Punkte ist charakteristisch pro Art und ändert sich während des Lebens eines Käfers nicht.

Das – nicht ganz so nützliche – asiatische Geschwisterchen

Auf der Welt gibt es rund 4000 verschiedene Marienkäfer-Arten. Die Farbe – rot, hellbeige, gelb, orange, braun oder rosa – kann dabei genauso variieren wie die Punktezahl.

Der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) wurde für die biologische Schädlingsbekämpfung in Europa erstmals 1982 in Gewächshäusern freigelassen. Zuerst wurde er als effizienter Blattlausjäger geschätzt. Später zeigte sich, dass er aus den Gewächshäusern ins Freiland ausbüxen konnte und angefangen hatte, die einheimischen Marienkäfer zu verdrängen. In der Schweiz wurde der Asiatische Marienkäfer zwar nie für den biologischen Pflanzenschutz zugelassen, aber das störte diesen nicht. Im Jahr 2006 wurden die krabbelnden Asiaten schon in 10 Schweizer Kantonen gesichtet, denn den Käfern sind Landesgrenzen so ziemlich egal. Seither haben sie sich enorm vermehrt und ausgebreitet.

Die meisten Exemplare des asiatischen Marienkäfers sind gelb oder orange und haben 19 schwarze Punkte. Allerdings sind Färbung und Punkte oft sehr unterschiedlich – daher stammt auch der Name “Harlekin-Marienkäfer“. Oft sind die Brust und Beine nicht schwarz gefärbt (im Gegensatz zu unseren einheimischen Käfern)

Am einfachsten erkennt man die invasive Art aber am Halsschild: Dort prangt meist ein dunkles M (oder W) auf hellem Grund.

Bild: Wikipedia

Mit Nützlinge gegen Schädlinge vorgehen

Der Einsatz von Nützlingen gegen Schädlinge im Garten ist die umweltfreundlichste Schädlingsbekämpfung überhaupt. Je mehr Nützlinge du im Garten hast, umso weniger Schädlinge hast du auch. Es ist eine Frage von Angebot und Nachfrage: Wenn es viele Läuse hat, fühlen sich auch die Marienkäfer wohl. Oft regelt dies die Natur von ganz allein. Aber wenn du eine plötzliche Invasion von Läusen auf deinem Balkon erlebst, kannst du auch lebende Nützlinge bei uns kaufen.

Marienkäferlarven gegen Blattläuse

Anwendung: Verteile die Marienkäferlarven auf ein Stück feuchtes Haushaltspapier und befestige es möglichst nah am Befall (z.B. in eine Blattachsel klemmen).

Tipp: Immer in der Dämmerung freilassen (ohne starke Sonneneinstrahlung). Ameisen sind natürlich Feinde der Marienkäferlarven. Für Ameisen stellen die Ausscheidungen von Blattläusen eine wichtige Nahrungsquelle dar, weshalb sie «ihre» Blattlauskolonie verteidigen. Deshalb: schauen, dass keine Ameisenkolonie in der Nähe wohnt.

Raubmilben gegen Thripse / Trauermücken

Bei den Hypoaspis-Raubmilben handelt es sich um kleine Allesfresser. Sie ernähren sich von einer Vielzahl bodenlebender Schädlinge oder deren Eier und suchen den Boden aktiv nach ihnen ab. Weil sie die Fähigkeit besitzen, längere Perioden ohne Nahrung auszukommen, bieten sie sich für eine vorbeugende Behandlung gegen Trauermückenlarven an. Bei einem akuten Befall sind sie zu langsam in der Bekämpfung. In diesem Fall ist es effektiver, Nematoden einzusetzen.

Anwendung: Die Raubmilben sind ab 10 °C aktiv. Das Temperaturoptimum für einen Einsatz liegt zwischen 12 °C und 30 °C. Das Substrat gleichmässig auf der zu behandelnden Fläche verteilen.

Nematoden gegen diverse Insektenlarven

Nematoden sind winzig kleine Fadenwürmer, von denen es mehr als 20’000 verschiedene Arten gibt. Unter ihnen gibt es Spezialisten, die sich zur Bekämpfung von verschiedenen Schädlingen einsetzen lassen. So gibt es Arten, die im Boden lebende Insekten(-larven) oder Schnecken befallen, was wir uns zunutze machen können, um Gartenschädlinge auf biologische Art zu bekämpfen.

Nematoden können neben Trauermückenlarven auch Dickmaulrüsslerlarven, Werren, Schnaken und Nacktschnecken bekämpfen.

Anwendung: Nematoden werden in einem Pulver geliefert, das ganz einfach im Giesswasser aufgelöst auf dem Boden verteilt wird. Anwendung auf der Verpackung beachten. Anschliessend sollte der Boden für 7 bis 10 Tage feucht gehalten werden.

Foto: Siebenpunkt-Marienkäfer (Anton Atanasov on Unsplash)
Foto: Siebenpunkt-Marienkäfer (Anton Atanasov on Unsplash)