Rückschnitt im Herbst

Es ist Herbst! Auch wenn die Temperaturen in diesen Tagen noch nahezu 20 Grad und darüber erreichen, der Kalender zeigt Ende Oktober und somit schon fortgeschrittenen Herbst. Oft stellen uns gerade in diesen Tagen unsere Kundinnen und Kunden in den Stores Fragen zum Rückschnitt im Herbst: Wie muss man was zurückschneiden? So haben wir für dich den Rückschnitt der wichtigsten Pflanzengruppen nachfolgend zusammengefasst.

Beim Rückschnitt von Pflanzen im Herbst ist es oftmals unser eigener Ordnungssinn oder unsere persönliche Vorliebe, die den Impuls geben, Pflanzen zurückzuschneiden. Wollen wir, dass sich bestimmte Pflanzen versamen, oder möchten wir eine Selbstaussaat verhindern? Grundsätzlich gilt: Die Pflanzen sind ohne Rückschnitt besser vor Frost und Kälte geschützt. Doch nicht nur die Pflanze profitiert. Gerade für Vögel sind die vertrockneten Samenstände im Winter eine wichtige Nahrungsquelle. Im Pflanzendickicht und in den Stängeln finden Nützlinge ein gutes Winterquartier.

Egal zu welcher Jahreszeit ist es bei allen Rückschnitten wichtig, dass der Schnitt gerade, also mit scharfem Werkzeug erfolgt. Gerade Schnitte verhindern, dass sich die Pflanze via Wunde infiziert und so geschwächt wird.

Wenn wir uns im Bereich des Urbanen Gärtnern auf das Rückschneiden im Herbst fokussieren, sind folgende Pflanzengruppen zu berücksichtigen und Unterschiede zu beachten.

Einjährige Pflanzen

z.B. Schmuckkörbchen, Ringelblume, Kornblume, Koriander, einjähriges Bohnenkraut, Boretsch, Jungfer im Grünen.

Diese Pflanzen haben innerhalb eines Jahres ihren Lebenszyklus abgeschlossen und sterben nach der Blüte (Samenreife) ab. Ihr Leben ist also im Herbst ganz natürlich beendet. Wir empfehlen das Stehenlassen dieser Pflanzen, da sie so zum Teil noch weiter blühen oder je nach Tiefe der Temperaturen sogar im Winter durchblühen.

Das ist einerseits ästhetisch schön, andererseits Samen sie noch ab und überraschen im kommenden Frühjahr von neuem.

Die abgestorbenen Pflanzenteile kannst du in Stücke von 3 bis 10 cm klein schneiden und auf dem Beet oder in deinen Pflanzgefässen verteilen. Dieses Material dient als Mulch und verrottet. Das heisst, die Nährstoffe von diesem Schnittgut ist bester Dünger, der somit in deinem Urbanen Garten verbleibt.

Immergrüne Pflanzen und Halbsträucher

z.B.Rosmarin, Thymian, Winterhartes Bohnenkraut, Lavendel, Bartblume.

Die meisten der Immergrünen Pflanzen auf dem Balkon sind Kräuter. Um ein Erfrieren im Winter zu verhindern, darf der Rückschnitt keinesfalls im Herbst stattfinden.

Jeder Zweig dieser Pflanzen schützt die Pflanze vor Frostschäden.

Der Rückschnitt um 2/3 der Pflanze sollte am besten im März – April erfolgen. Dann ist die Zeit der tiefen Fröste vorbei und der Neuaustrieb für kompakte, kräftige Pflanzen wird mit einem Rückschnitt gefördert.

Gräser

z.B. Rutenhirse, Lampenputzergras, Chinaschilf u.a.

Lasst die Halme und Ähren der Gräser im Winter stehen! So zaubert ihr manch schmucken Winteraspekt in euren Garten oder auf den Balkon. Besonders wenn Raureif die Halme überzieht. Zudem dient das Laub gleichzeitig als Winterschutz. Zurückgeschnitten werden die Gräser im Frühjahr kurz vor dem Austrieb. Als Faustregel gilt dabei etwa eine Handbreite über dem Boden, niemals jedoch in die neuen Triebe hinein schneiden.

Mehrjährige, krautige Pflanzen

z.B. Sonnenhut, Phlox, Mädchenauge, Glockenblumen, Katzenminze, Wiesensalbei, Margeriten, Pfefferminze. Estragon, Fenchel u.a.

Diese Stauden und Kräuter sind mehrjährige, oberirdisch nicht verholzende Pflanzen. Diese schneidet ihr am besten erst im Frühjahr zurück. In der Vegetationszeit haben die oberirdischen Pflanzenteile Nährstoffe eingelagert. Von dieser Nährstoffreserve zehren die Pflanzen in ihren Überdauerungsorganen (Knospen, Wurzeln). Der beste Zeitpunkt für den Rückschnitt ist, wenn die Krokusse oder andere kleinblumigen Zwiebelgewächse ihre Blüten aus der Erde schieben. Als Faustregel gilt, die Pflanzen dann handbreit über der Erdoberfläche zurückschneiden.

Das ist die richtige Schnitthöhe

Bitte achtet darauf, dass ihr nicht zu tief schneidet, oder gar in die ruhenden Überwinterungsknospen geschnitten wird. Das würde eure Pflanzen nachhaltig schädigen. Wie bei den Gräsern, ist auch bei diesen Pflanzen der Frucht- und Samenschmuck neben dem ästhetischen Wert Nahrungsquelle für Vögel.

Da hat jemand zu tief geschnitten

Kletterpflanzen

z.B. einjährige: Schwarzäugige Susanne, Herzsame, Wicken

Diese Pflanzen sind jetzt im späten Herbst meist abgestorben. Es liegt in deinem Ermessen, diese Pflanzen abzuräumen oder sie bis zum Frühjahr stehenzulassen.

z.B. mehrjährige: Hopfen, Geisblatt, Clematis

Hopfen

Bei Hopfen sterben die oberirdischen Pflanzenteile im Herbst ab. Seine Überdauerungsorgane liegen im Bereich der oberen Erdschicht. Bei Hopfen ist es, wie mit den Stauden. Das heisst, in den vertrockneten Blättern finden Vögel noch das ein oder andere Insekt. Somit ist der Hopfen eine Nahrungsquelle im Winter. Schneidet die abgestorbenen Pflanzenteile im Frühjahr zurück. Dann, wenn die neuen Triebe aus dem Boden spriessen.

Clematis

Die kleinblütigen, frühblühenden Arten benötigen keinen Rückschnitt. Beziehungsweise nur, um zu üppige Exemplare im Zaum zu halten.

Grossblumige, frühsommerblühende Arten werden im Herbst ca. 20 cm über dem Boden zurückgeschnitten.

Die sommerblühenden Arten werden ebenfalls im Herbst zurückgeschnitten.

Geschnitten wird bei allen Gruppen stets etwa drei Millimeter über einem Knospenpaar. An Pergolen oder Sichtschutzwänden kann auch gestuft geschnitten werden: Einige Triebe über dem Boden, andere auf etwa einem Meter über Boden, noch andere auf zwei Meter usw.

Geisblatt

Kletternde Geisblätter werden erst im Frühjahr zurückgeschnitten um sie zu verjüngen. Sie vertragen einen starken Rückschnitt. Allerdings solltest du einen Rückschnitt ins alte Holz vermeiden.

Beerenobst

Sommerhimbeeren werden direkt nach der Ernte (Juni-Juli) heruntergeschnitten. Die neuen Triebe, an denen keine Früchte gewachsen sind, müssen stehenbleiben. Du kannst sie aber beschneiden, wenn sie zu lang oder kränklich sind.

Herbsthimbeeren kannst du bis zum Einsetzen des Frostes pflücken. Der beste Zeitpunkt für den Rückschnitt ist also der Herbst. Schneide die Triebe direkt nach dem Ernten ab. Die Pflanze bildet im Frühjahr neue Triebe, an denen Früchte wachsen.

Mit dem Winter kommt der Winterschlaf

Übrigens: Die meisten Winterschäden entstehen nicht durch Erfrieren, sondern durch Verdursten. Hierbei wird die Wintersonne oft unterschätzt: Zum einen trocknet sie die Pflanzen aus und lässt sie bei gefrorenem Boden «verbrennen», zum anderen erzeugt sie hohe Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, mit denen die Stauden dann zu kämpfen haben. Hier kann eine Schatten spendende Abdeckung wohltuende Linderung schaffen. Materialien zur Abdeckung findet ihr in unseren Stores.

Autorin: Friederike Kasten